Was war das damals für ein verheißungsvoller Start in das Jahr 2020! Eine Neujahrsansprache des Nordhorner Bürgermeisters Berling, die Hoffnung machte. Nach den Wahlen gingen der wiedergewählte Bürgermeister und der neue Landrat Fietzek gestärkt in eine neue Amtsperiode.
Der Bürgermeister machte unmissverständlich deutlich, dass Nordhorn und der Landkreis im Wettbewerb der Regionen nur eine Chance haben, wenn sie enger zusammenarbeiten und an einen Strang ziehen. Herr Berling zitierte aus dem  Grundsatzprogramm der IPG.

„Alles, was Nordhorn stark macht, macht auch den Landkreis stark. Umgekehrt ist ein starker Landkreis gut für die Kreisstadt Nordhorn.“

Das ist nach wie vor und uneingeschränkt richtig.

Er erklärte, dass sich Nordhorn und Lingen als zwei Mittelzentren mit oberzentralen Funktionen in einem Wettbewerb befindet. Am Beispiel der Eissporthalle machte der Bürgermeister deutlich, dass der Wettbewerb nur zu bestehen ist, wenn Landkreis und Stadt an einem Strang ziehen!

Doch was ist aus diesem hoffnungsvollen Jahresauftakt 2020 geworden. Zerredet im kleinkarierten parteipolitischen Gezänk droht das Vorhaben zu scheitern. Vorneweg die CDU, die auf Kreis- und Stadtebene ein schlimmes Bild abgibt. Wo findet hier politische Führung statt?

Wir können nicht alles auf Corona schieben. Aber die Pandemie deckt Defizite und Versäumnisse der Vergangenheit schonungslos auf. Die Verwaltungen haben in einem Recht. Erhöhte Aufwendungen für staatliche Hilfen und fehlende Steuereinnahmen werden sich auf die Situation der kommenden Haushalte auswirken. Deshalb gehört alles auf den Prüfstand, nicht nur die Wünsche der Politik und der Bevölkerung bezüglich zukünftiger Investitionen. Dazu gehört auch eine konsequente Aufgabenkritik. Wir brauchen in der öffentlichen Verwaltung einen richtigen Digitalisierungsschub für mehr Effizienz. Wir werden in Zukunft mit deutlich weniger Verwaltungspersonal auskommen müssen, um die wichtige Investitionsfähigkeit der Stadt zu erhalten. Das gilt in noch größerem Maße für den Landkreis, der in den letzten Jahren eine enorme Personalausweitung betrieben hat. Auch das zahlen alle Gemeinden über die Kreisumlage mit!

IPG macht sich dafür auch 2021 stark, das Thema Digitalisierung mit seinen ganzen Querschnittsfunktionen direkt im Verwaltungsvorstand anzusiedeln. Wir brauchen dringend schnellere, effiziente und schlankere Verwaltungsprozesse. Dafür müssen wir jetzt in Digitalisierung investieren, nicht halbherzig, sondern massiv. Man muss es so deutlich sagen: Nur mit deutlichen Einsparungen im Verwaltungshaushalt werden wir unsere Investitionsfähigkeit auch in den nächsten Jahren erhalten!

Corona zeigt Defizite auf und verstärkt viele schon vorhandene negative Entwicklungen. Das gilt insbesondere für den stationären Einzelhandel. Es gibt viele Einzelvorschläge, wie z.B. die Nordhorner Innenstadt für den Einkauf attraktiv gehalten werden kann bzw., wie sie weiterentwickelt werden sollte. Es ist richtig: Wir brauchen mehr Aufenthaltsqualität. Wir brauchen mehr Angebote, die uns von anderen Städten unterscheidet. Ob uns der Wegfall der Parkgebühren oder ein Hafen für Tretboote da weiterhilft, wagen wir zu bezweifeln. Nach unserer Auffassung muss man auch über Themen wie Markthalle, Unterstützungsmaßnahmen zur Vermarktung regionaler Produkte, Überdachung bzw. Teilüberdachung von Plätzen etc. nachdenken. Die kleinen Dinge, wie die Verkehrsberuhigung der Firnhaberstrasse, müssen wir sofort anpacken.
Wir brauchen eine professionelle mittel- bis langfristige Strategie für die Zukunft!

Eine sehr wichtige Komponente für die Belebung der Nordhorner Innenstadt und des Landkreises spielt der Tourismus. Ohne Touristen werden wir eine lebendige Innenstadt nicht erhalten können. Dabei geht es nicht nur um die holländischen Tagestouristen. Die Nachfrage nach Wohnmobil- und Campingplätzen ist größer als unser Angebot und wird zukünftig noch wachsen.
Wir brauchen einen Campingplatz! Es gibt hinreichende Untersuchungen des Deutschen Tourismusverbandes darüber, wieviel Geld Wohnmobilisten, Camping-Urlauber und Fahrradtouristen in der jeweiligen Urlaubsregion vor allem in den Bereichen Gastronomie und Einzelhandel umsetzen. Und das sind Wirtschaftszweige, die wir besonders im Auge behalten müssen. Wir werden auf das Potential des Tourismus nicht verzichten können!

Nicht alles, was die Stadt Nordhorn und den Landkreis zukunftsfähig macht, muss Geld kosten. Wir haben es schon mehrfach angesprochen: Das Nordhorner Leitbild muss dringend aktualisiert werden. Jetzt, da wichtige Weichenstellungen anstehen, ist der richtige Zeitpunkt, einen neuen Leitbildprozess anzustoßen.

Wir appellieren an alle im Rat und im Kreistag vertretenen Parteien:
Wir müssen jetzt damit anfangen und alle gesellschaftlich relevanten Gruppen mitnehmen. Wir werden in Nordhorn und im Landkreis ganz viel Potential zur Gestaltung der Zukunft finden. Lasst uns die Menschen mitnehmen und parteitaktische Überlegungen hintenanstellen.

Nordhorn, Februar 2021